Der Maler Heinz Steffens (1913-1982) war ein stiller und leidenschaftlicher Verfechter einer Kunst, die stets seinen humanistischen Idealen verpflichtet war und über alle ideologischen Konflikte hinweg bestand. Das Museum Schloss Bernburg verwahrt seit 2016 den künstlerischen Nachlass des Bernburgers, der im Eigentum der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist. Seit 2023 ist sein Nachlass unter Denkmalschutz gestellt – als erster Künstlernachlass in Sachsen-Anhalt. Die Sonderausstellung „Heinz Steffens – Form in Bewegung“ zeigt nun sein umfassendes, der klassischen Moderne verpflichtetes Werk. Zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Wandbilder kombiniert mit Gedichten, Musik und persönlichen Gegenständen geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben und Schaffen von Heinz Steffens.
Heinz Steffens wurde am 13. März 1913 als Sohn eines leitenden Angestellten der Solvay-Werke in Bernburg geboren. Nach seinem Abitur am Karlsgymnasium studierte er von 1931 bis 1933 an der Kunsthochschule Halle – Burg Giebichenstein in den dem Geist der Moderne verpflichteten Malklassen von Erwin Hahs und Charles Crodel. Nachdem sich die politischen Rahmenbedingungen für die Lehre ab 1933 drastisch verschlechterten und Erwin Hahs entlassen wurde, ging Heinz Steffens für fünf Jahre nach Berlin an die Akademie der Künste. Dort war er Meisterschüler von César Klein (1876-1954), aber auch Mitglied der Klasse Dekorative Malerei von Richard Holst (1881-1955). Von 1939 bis 1946 diente Heinz Steffens im Zweiten Weltkrieg und geriet in Gefangenschaft. Anschließend kehrte er in seine Heimatstadt und in sein Elternhaus in der Liebknechtstraße zurück und arbeitete als freischaffender Künstler. Ein kleines Einkommen sicherte ihm die Zusammenarbeit mit dem Museum Schloss Bernburg und gleichzeitig entstand eine Freundschaft mit dem Museumsdirektor Ottomar Träger, die sich als für beide prägend herausstellte. Öffentliche Aufträge erhielt Steffens erst ab 1970. Wandbilder in Speise- und Kulturräumen und Treppenhäusern entstanden. Seit 1966 war er mit seiner Frau Erika verheiratet. Das Paar blieb kinderlos. Gemeinsam gestalteten sie ein bescheidenes der Kunst in all ihren Formen verpflichtetes Leben. Sie musizierten gemeinsam regelmäßig am Flügel im Wohnzimmer, pflegten einen kleinen aber engen Freundeskreis und waren verwurzelt im christlichen Glauben. Beständig arbeitete Heinz Steffens, der schon seit 1947 Mitglied im Verband Bildender Künstler (VBK) war. Er nahm an privaten und öffentlichen Ausstellungen in Halle/Saale, Bernburg und Mannheim teil. Doch die große Aufmerksamkeit der Auftraggeber wurde ihm nie zuteil. Zum einen lag dies an seinem bescheidenen und zurückhaltenden Naturell, aber auch an seiner standhaften Negierung der Vorstellungen der sozialistischen Kunstauffassung. Neben der bildenden Kunst, schrieb er Musikstücke, Prosa und Gedichte. Sie zeugen von einer empfindsamen Seele, die als Beobachter seiner Umgebung die verborgene Seite der Dinge erfasst. Am 7. Dezember 1982 starb Heinz Steffens nach kurzer schwerer Krankheit. Seine Frau bewohnte von da an nur noch die Räume im Erdgeschoss des Hauses und ließ sein Atelier, sein Archiv und die weiteren Arbeitsräume einem Museum gleich unangetastet.
In der Galerie des Museums Schloss Bernburg spiegeln drei inhaltliche Schwerpunkte seinen Lebensweg. Am Anfang stehen die vielfältigen Fisch-Darstellungen, die Heinz Steffens sein ganzes Leben lang begleiten sollten. Während seines Studiums sind es abstrakte flächige Fische, die sich über die Jahrzehnte zu schwirrenden, kreisenden Schwärmen entwickeln.
Durch das Studium der Natur lernte Heinz Steffens hinter die Kulissen der äußeren Erscheinung zu blicken und mit wenigen Strichen das Charakteristische eines Objektes einzufangen. Er zeigt die Idee der Dinge, der ihnen innewohnende Rhythmus und Würde. Seine Figurenstudien offenbaren die abstrakten Grundformen und verweisen gleichzeitig auf eine innerliche Welt.
Heinz Steffens war gedanklich und emotional aufs Tiefste mit seiner Heimatstadt Bernburg verbunden. Gleichzeitig sind immer wiederkehrende Seestücke Ausdruck einer Sehnsucht nach Weite und Freiheit. Die Verbundenheit mit Bernburg und die Sehnsucht nach Weite verbindet er in Stadtansichten, die ein Häusermeer darstellen und den Blick auf die Ferne und den Himmel öffnen.
Neben mehr als 60 Zeichnungen, Wandbildern, Plakaten und Gemälden, die vielfach zum ersten Mal ausgestellt werden, sind musikalische Kompositionen und Gedichte von Heinz Steffens zu hören. Ein nachgestelltes Atelier ermöglicht den Einblick in seinen Arbeitsraum und sein alltägliches Leben.
Die Werke sowie der Nachlass sind im Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt, der Stadt Bernburg (Saale) und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Ausstellung wird gefördert duch die Ernst von Siemens Kunststiftung und das Land Sachsen-Anhalt.
Der gesammte künstlerische Nachlass ist über die Werkdatenbank Bildende Kunst des BBK Sachsen-Anhalt zugänglich und ein Werkverzeichnis „Heinz Steffens 1913-1982“ ist 2022 im Mitteldeutschen Verlag erschienen.